082 Christoph-Scheiner-Gymnasium

Der Erweiterung des Gymnasiums stand ein besonderes Hindernis entgegen: ein historisches Festungsgebäude mit meterdicken Mauern aus dem 18. Jahrhundert. Diese „Poterne“ mit einem hervorragend erhaltenen Sichtmauerwerk war ursprünglich ein Teil der groß angelegten Verteidigungsanlage der Stadt Ingolstadt – die in Wirklichkeit nie gebraucht wurde. Umso dringlicher war der Raumbedarf für das größte Gymnasium der Stadt mit 1.500 Schülern. In die alte Poterne konnte kein Klassenzimmer geplant werden; sie bot aber gute Voraussetzungen für die Schulbibliothek. Der Übergang zum Altbau, ursprünglich der Übergang von der befestigten Stadt zum unbefestigten Terrain wurde als räumliche Schnittstelle ganzflächig blutrot markiert. Eine besondere konstruktive Herausforderung bestand in der Anordnung von Klassenzimmern über der denkmalgeschützten Poterne. An weit auskragenden Stahlbetonscheiben wurde in den Obergeschossen die seitlichen Räume im Erdgeschoss „aufgehängt“, um den äußerst setzungsempfindlichen Boden im früheren Hafengelände nicht zu belasten. Die innenliegenden Foyers erhalten über hohe Lichtschlitze viel Tageslicht. Dem Namensgeber der Schule, Christoph Scheiner, ist die farbliche Behandlung des Gebäudes geschuldet. Dem Sonnenbeobachter folgend, der mit seinen messinggefassten Geräten wichtige Entdeckungen des Weltalls verzeichnete, wurde das Foyer messingfarben gefasst. Auch alle Fenster wurden als Übergang zum Außenraum messingfarben gestaltet. Eine technische Besonderheit stellt die Beheizung des Gebäudes dar: Ausgehend von der Heizungsart der Wandflächen in der historischen Poterne sind in den neuen Betonwänden Heizungsrohre integriert. Mit dieser bauteilaktiven Heizung wird eine sehr ausgeglichene, gleichmäßige Wärmeabgabe erreicht. Die konstruktionsbedingten, sehr großen Baumassen bewirken in Verbindung mit der niedrigen Oberflächentemperatur eine angenehme Strahlungswärme und bewirken eine wirksame Dämpfung sommerlicher Wärmespitzen.

  • Klient:

    Stadt Ingolstadt

  • Ort:

    Ingolstadt

  • Planungszeitraum:

    2000 - 2005

  • Geschossfläche:

    2.040 m²

  • Team:

    Partner
    Dietrich Fink, Thomas Jocher
    Projektteam
    Peter Scheller

  • Fotografie:

    Simone Rosenberg

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